Tarifeinigung in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie

Branche beweist Handlungsfähigkeit trotz extrem schwieriger Ausgangslage

01.04.2023

Billerbeck: In einer wirtschaftlich und tarifpolitisch äußerst schwierigen Gesamtsituation ist es der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie gelungen, eine Urabstimmung mit flächendeckenden Streiks abzuwenden. In ihrer vierten Tarifrunde einigten sich Arbeitgeber und IG Metall nach 16-stündigen Verhandlungen auf ein Gesamtpaket für die rund 100.000 Beschäftigten der Branche.

Verhandlungsführer Markus Simon: „Auch wenn der Abschluss für viele Unternehmen in einer wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage eine gewaltige Herausforderung darstellt, ist das Gesamtpaket ein wichtiges Zeichen für die Handlungsfähigkeit und die Tarifpartnerschaft in der Branche.“

Deutliche Einkommenserhöhungen für dieses und nächstes Jahr vor allem für untere Lohngruppen und auch für Auszubildende, steuerfreie Inflationsausgleichszahlungen und eine Fortsetzung der Altersteilzeit sind die Kernelemente der Tarifvereinbarung. Der Abschluss sieht Einkommenssteigerungen von insgesamt 8,1 Prozent vor, für untere Lohngruppen mindestens 230 Euro mehr, zusätzlich steuerfreie Inflationsausgleichszahlungen von 1500 Euro sowie eine Fortsetzung der Altersteilzeit zu verbesserten Konditionen bei einer Laufzeit von 24 Monaten.

Die diesjährige Tarifrunde war nach Einschätzung der Arbeitgeber eine der schwierigsten der vergangenen Jahrzehnte. Markus Simon: „Trotz der sehr weit auseinander liegenden Vorstellungen ist es nach zähem Ringen am Ende gelungen, einen Kompromiss zu finden. Angesichts der angespannten Lage der Branche mit Rekordkosten für Energie und der höchsten Inflation seit Jahrzehnten war dies eine besondere Herausforderung.“ Jetzt haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer Planungssicherheit resümieren die Arbeitgeber und werten den Tarifabschluss als ein klares Zeichen für die Wertschätzung gegenüber den Beschäftigten.

Der Tarifabschluss vom 1. April 2023 im Detail:

  • Laufzeit:  24 Monate (1. März 2023 – 28. Februar 2025)
  • Erste Inflationsausgleichsprämie: 1 000 Euro netto zum April/Mai 2023 (Auszubildende: 500 Euro netto)
  • Erste Tabellenerhöhung zum 1. Oktober 2023: 4,8 Prozent, mindestens 130 Euro brutto
  • Zweite Inflationsausgleichsprämie: 500 Euro netto zum April 2024 (Auszubildende: 250 Euro netto)
  • Zweite Tabellenerhöhung zum 1. September 2024: 3,3 Prozent, mindestens 100 Euro brutto
  • Erhöhung der Ausbildungsvergütungen zum 1. Oktober 2023: 130,00 Euro brutto und zum 1. September 2024 um 100 Euro brutto
  • Fortführung der Altersteilzeit mit höheren Aufstockungsbeiträgen (von 650 Euro auf 750 Euro)